Dichtmittel

Der Schönste Dudelsack taugt nichts, wenn aus allen Poren und Nähten die Luft rauspfeift.
Da Leder im allgemeinen nicht luftdicht ist, muß man versuchen, es abzudichten.

Hierfür hab' ich mehrere Methoden ausprobiert:

 

Versuch 1
Öle und Wachs  mit anschießendem verdichten (hämmern)
Bienenwachs wurde in Pflanzenöl im Wasserbad geschmolzen, das Leder im Backofen auf ca. 80° erhitzt und anschließend  mit dem Wachs/Ölgemisch eingepinselt. Nachdem das Leder abgekühlt war wurde es mit einem Hammer flächendeckend bearbeitet, zum Sack vernäht.
Diese Methode ist NICHT zu empfehlen!
Der Sack wird zwar herrlich dicht, aber auch so steif, dass er nach dem aufblasen wahrscheinlich über Jahre seine Form behält. -Und -
je nach Ledersorte kann man die heimische Backröhre aufgrund der Ausdünstungen über einen längeren Zeitraum nicht mehr für den Sonntagsbraten verwenden.
Versuch 2 (Irgendwo im Internet gefunden)
Ein Gemisch aus Wasser, braunem Rohrzucker und Kartoffelstärke.
Kurz aufgekocht und dann ab damit in den Ledersack.
Auch hier war der Sack luftdicht.
- Jedoch -
Nur solange das Gemisch im inneren noch feucht war. Nach dem trocknen bröckelte diese Innenverkleidung wieder ab!
Versuch 3 (Eine Verzweiflungstat)
Handelsübliche Hohlraumversiegelung für Autos.
Ein hervorragendes Ergebnis!
Wenn man das Instrument anschließend nicht spielen möchte.
Bereits nach kurzem spielen verbreitet sich im Raum ein Geruch wie in einer Autolackiererei und dem Spieler wirds kotzübel!
Bis jetzt die beste Lösung:
Glycerin und Knochenleim
Der Knochenleim (ca.150gr) wird mit 100ml Wasser angerührt und über Nacht zum quellen gebracht. In diese glibberige Masse gibt man dann einen Liter Glycerin (gibt's in der Apotheke für ca. 14 DM) und erwärmt das ganze unter ständigem rühren im Wasserbad auf ca. 80°. Der Knochenleim löst sich nun im Glyzerin auf und man erhält eine honigfarbene und leicht dickflüssige Verbindung. Um den Geruch des ganzen etwas zu verbessern gibt man noch einige Tropfen eines ätherischen Duftöles (Geruchsnote nach Wahl) hinzu.  Bei mundgeblasenen Säcken sollte man dem Gemisch noch ca. 10 gr Sorbinsäure (Benzoesäure oder Ameisensäure tut's auch) hinzufügen. Das hält Schimmel und sonstige Sporen fern.
Nach dem Abkühlen härtet das Gebräu wieder aus.
Deshalb sollte man es vorher portioniert in kleinere Gefäße (ca 200-250 ml und hitzebeständig) abfüllen.
Das Leder wird super dicht und bleibt durch das Glyzerin dennoch weich.

- Und -

Es ist ungiftig!

Nun zur Anwendung:
Zum Abdichten eines Ledersackes entfernt man sämtliche Pfeifen und das Blasrohr, verschließt mit Ausnahme des Blasrohrstockes alle Löcher mit Korken. Nun erwärmt man das Dichtmittel im Wasserbad bis es wieder flüssig wird.

Jetzt sollte es relativ schnell gehen:

  • Dichtmittel durch den Blasrohrstock in den Sack schütten. (Je nach Größe des Sackes ca. 100 - 200 ml)
  • Blasrohrstock ebenfalls zukorken
  • Den Sack gründlich durchkneten, damit sich die Flüssigkeit überall verteilt.
  • Blasrohrstock wieder öffnen.
  • Die Bohrung von Flüssigkeitsresten reinigen
  • Das Blasrohr einstecken und den Sack kräftig aufblasen. Je höher der Druck desto besser. Das Dichtmittel wird nun in alle Poren und Nähte gepresst.
  • Den noch aufgeblasenen Sack für ca. 24 Stunden durchtrocknen lassen.
  • Alle Bohrungen in den Stöcken reinigen und den Dudel wieder betriebsbereit machen.